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75 Jahre DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz e.V. / Festakt. Markt der Möglichkeiten und #drkrallye in Koblenz.

Foto: Marcus Steinbrücker

Koblenz/Mainz/Rheinland-Pfalz. 2022 ist das Jahr des rheinland-pfälzischen Roten Kreuzes: Wir feiern unser 75-jähriges Jubiläum. Der offizielle Festakt mit Ehrungen und Stationen zur 75-jährigen Geschichte, vorgetragen von Schauspielern fand am 9. September in Koblenz statt. Seit über 75 Jahren steht das rheinland-pfälzische Rote Kreuz an der Seite der rheinland-pfälzischen Bevölkerung. Seit über 75 Jahren ist das Rote Kreuz als Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation fester Partner für Politik und in der Gesellschaft. Gemeinsam blicken wir mit Ehrengästen auf „75 Jahre Deutsches Rotes Kreuz Rheinland-Pfalz“.

„Seit 75 Jahren bietet der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz den Helferinnen und Helfern des Roten Kreuzes in der Region ein gemeinsames Dach. Schnelle Hilfe, wo immer sie gebraucht wird, und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit sichern, das zeichnet das DRK in Rheinland-Pfalz besonders aus, sei es durch die Ausbildung von Fachkräften, die Nachwuchsgewinnung im Ehrenamt oder die Erprobung neuer Technologien. Ich gratuliere herzlich zu diesem Jubiläum“, sagte  Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des DRK-Bundesverbandes.

„Wir freuen uns heute gemeinsam mit vielen Rotkreuzler*innen und geladenen Gästen dieses besondere Ereignis zu feiern. Die Stärke des rheinland-pfälzischen Roten Kreuzes wird insbesondere auch heute in der engen Verzahnung des Landesverbandes mit seinen Bezirks- und Kreisverbänden sowie Ortsvereinen deutlich.  Gemeinsam sind wird in der Lage flexibel und einheitlich auf die Krisen und Herausforderungen und Krisen unserer Zeit wie die Flüchtlingskrise 2015, die seit 2020 andauernde Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophe oder den leider weiter andauernden Ukraine-Konflikt zu reagieren.“ sagt Rainer Kaul, Präsident des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz.  „Ich danke allen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitenden, ohne die solch ein Jubiläum nicht möglich wäre. Danke für das Helfen, das Dasein, das gemeinsame Durchalten und einander zu verstehen. Danke für das Weitermachen und an einem Strang ziehen“, so Kaul.

Es ist ein wunderbares Ereignis, dass wir heute an unserem Ursprungsort Koblenz zusammenkommen, wo der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz 1947 gegründet wurde. Im selben Jahr entstand auch das Land Rheinland-Pfalz neu, ein Jahr später, 1948, folgte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland auf dem Koblenzer Rittersturz, sowie 1950 die Neugründung des bundesweiten Deutschen Roten Kreuzes. Koblenz ist für das Rote Kreuz politisch und für die Entwicklung der landesweiten und regionalen DRK-Verbände bedeutungsvoll. Nicht zuletzt schreiben unsere rheinland-pfälzischen DRK-Bezirks- und Kreisverbände sowie DRK-Ortsvereine jeden Tag aufs Neue Rotkreuzgeschichte.Danke an alle für das großartige Engagement in unterschiedlichen und sehr vielfältigen Bereichen“, betonte Rainer Kaul, Präsident des DRK-Landeverbandes Rheinland-Pfalz.

„Besonders sichtbar wurde die unverzichtbare Arbeit des DRK in den Krisensituationen der vergangenen Jahre. Während der Corona-Pandemie und bei der Bewältigung der Folgen der Flut im Ahrtal und in der Eifel zeigte sich der herausragende Einsatz des DRK für die Menschen in Rheinland-Pfalz. Die beispielhafte Solidarität innerhalb der Rotkreuzfamilie beeindruckt mich tief. Allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DRK in Rheinland-Pfalz gratuliere ich ganz herzlich zum Jubiläum und wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft für Ihre wertvolle Arbeit. Wir sind dankbar, dass wir uns auf Sie verlassen können“, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz.

Seit nunmehr 75 Jahren ist der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz als Hilfsorganisation und Wohlfahrtsverband ein starker Partner in Krisenzeiten und im Alltag der rheinlandpfälzischen Bevölkerung. Mit Rettungsdienst, Erste Hilfe, Alten-, Kinder- und Jugendhilfe, Blutspende, Gesundheitsversorgung, Katastrophenschutz ist der Verband, egal ob ehren- oder hauptamtlich, im Zeichen der Menschlichkeit immer verlässlich #füreinander da. Diese Erlebnisse teilte auch der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner: „Die Situation der Flüchtlinge 2015, die seit 2020 andauernde Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe 2021 -  das alles stellt das DRK vor ständig neue Herausforderungen. Der schreckliche Krieg in der Ukraine schockt uns alle. Auch dort ist das DRK gefragt, das rote Kreuz auf dem weißen Feld ist besonders in diesen Regionen wieder einmal ein Symbol für Hilfe.“

Der Festakt wird abgerundet durch den »Markt der Rotkreuz-Möglichkeiten« auf zentralen Plätzen in der Koblenzer Innenstadt. Diese sind thematisch auf die sieben Grundsätze (Menschlichkeit, Neutralität, Freiwilligkeit, Universalität, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Einheit) des Roten Kreuzes ausgerichtet. Es präsentieren sich: Die Bereitschaften mit den Fachdiensten Bergwacht, Rettungshunde, Kreisauskunftsbüro, Verpflegung, Betreuung, Information und Kommunikation sowie Psychosoziale Notfallversorgung, die Wasserwacht, das Jugendrotkreuz und der Blutspendedienst. Auch dabei: das Informations- und Technologiecenter, die Wohlfahrt- und Sozialarbeit mit den Teams »Kinder, Jugend und Familie«, »Altenhilfe, Demografie und Gesundheit«, »Soziale Hilfen und Soziales Ehrenamt« sowie das Team Freiwilligendienste. Auch das DRK-Bildungsinstitut, der Rettungsdienst, die Private Berufsbildende Schule Alzey, der Bereich »Impfen«, der Kreisverband Koblenz und die Landesgeschäftsstelle präsentierten sich der interessierten Bevölkerung.

Die Ausstellenden freuen sich auf viele Besucher*innen und Rotkreuzler*innen an beiden Tagen (Fr., 9. September von 13-19 Uhr und Sa., 10. September von 10-16 Uhr). Am Samstag erwartete Besucher*innen und Rotkreuzler*innen eine #drkrallye, bei der alle ihr Wissen rund ums Rote Kreuz unter Beweis stellen können. Jede*r erhielt eine Stempelkarte (an einem beliebigen Stand) und machte sich auf den Weg entlang der Stände mit insgesamt 14 Mitmachaktionen mit Quizzen, DRK-Jeopardy, einem Rollstuhlparcours, Wurfspielen und vielem mehr. Wenn die Stempelkarte voll iwar, winkten Preise für alle. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein rotkreuzinternes Zusammensein in Koblenz.

Kurze Entstehungsgeschichte des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz / Das Gründungsjahr 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg trennen sich die Siegermächte von der Zentral-Struktur des Deutschen Roten Kreuzes aufgrund des Engagements in der Nazi-Diktatur. Die Mitglieder des Alliierten Kontrollrates sind sich uneinig über den weiteren Umgang mit dem Roten Kreuz. In der amerikanischen Besatzungszone wird im März 1945 entschieden, dass die Hilfsorganisation ihre Tätigkeiten zunächst fortsetzen darf. Doch bereits am 21. April wird jegliche Aktivität untersagt und der Krankentransport dem staatlichen Gesundheitsdienst übertragen. Dieses Verbot hat auch nach Abtritt der rheinland-pfälzischen Gebiete an die Franzosen Bestand. Auf lokaler Ebene wird einzelnen Rotkreuz-Mitgliedern gestattet, Gefangene zu besuchen und Spenden zu verteilen.

Die Notsituation der Nachkriegszeit erfordert weitere Hilfeleistungen. Im Oktober 1945 genehmigt der damalige Gouverneur Monsieur Billot auf Bitten des Regierungspräsidenten Dr. Boden eine andere Organisation statt des Roten Kreuzes. So entstehen örtliche Hilfsstellen unter Leitung von Vertretern ehemaliger Rotkreuz-Kreisverbände. Sie sind vorwiegend als Nachrichtenstelle zwischen Gefangenen und Angehörigen tätig, stellen Nachforschungen nach vermissten Personen und gewähren Hilfe für Entlassene und Durchwandernde.

In Rheinland-Pfalz beendet das Auflösungsdekret vom 3. Januar 1946 die Rotkreuz-Arbeit und der soeben erst gegründeten Hilfskomitees. Für die Einhaltung des Verbots sind die jeweiligen Landräte verantwortlich. Die Ausführungsbestimmungen zum Erlass vom April gestatten eine Hilfsgemeinschaft mit anderem Namen zu gründen. Am 30. August starten die „Gesellschaft für Sanitäts- und Hilfsdienst“ in den rechtsrheinischen Gebieten. „Hauptstellen für Sanitäts- und Hilfsdienst“ entstehen in den linksrheinischen Gebieten und der Pfalz.

Dr. Hans Fuchs wird als Präsident der neuen Organisationen „Gesellschaft für Sanitäts- und Hilfsdienst“ und „Hauptstellen für Sanitäts- und Hilfsdienst“ gewählt. Doch beide Organisationen finden in der Bevölkerung lange nicht den gleichen Zuspruch wie das Rote Kreuz. Den Bemühungen von Dr. Fuchs mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz ist es zu verdanken, dass am 16. April 1947 der Oberkommandierende General Koenig die Erlaubnis erteilt, in allen Ländern der „Zone Francaise d’ Occupation“ eine Gesellschaft vom Roten Kreuz zu gründen.  Am 7. August wird ein vorbereitender Ausschuss  für die Gründung eines Landesverbandes gebildet. Am 12. September 1947 genehmigt die Landesregierung die eingereichten Satzungen.

Orts- und Kreisvereine gründen sich, um auf einer Versammlung den Landesverband ins Leben rufen zu können. Die Militärregierung weist mit der Verfügung Nr. 22, die die Wiederherstellung des Vereinsrechts in der französischen Besatzungszone regelt, ausdrücklich darauf hin, dass Gründungsmitglieder nicht der NSDAP angehört haben dürfen. Die erste konstituierende Sitzung des Vorstandes findet am 2. Dezember 1947 im Oberpräsidium in Koblenz statt. Dr. Hans Fuchs wird als Präsident (bis 1956), Rudolf Walther, Margarete Maur, Hermann Caspers und Eugen Leininger in den Vorstand gewählt. Der Generalgouverneur der Militärregierung gibt am 6. Dezember 1947 sein Einverständnis zur Gründung des Roten Kreuzes in Rheinland-Pfalz. Damit wird auch die Gründung der Ortsvereine und Kreisverbände, der Bezirksverbände und des Landesverbandes gestattet.

Am 29. Dezember folgt die erste Mitgliederversammlung im Koblenzer Rathaus. Die 269 Delegierten, die insgesamt 13.450 Mitglieder vertraten, beschließen sämtliche Anstalten, Vereinigungen und Einrichtungen des Roten Kreuzes zum Landesverband Rheinland-Pfalz zusammenzuschließen. Einstimmig werden die Satzung des Landesverbandes und die Mustersatzungen der Orts- und Kreisvereine, der Bezirksverbände und der Schwesternschaften verabschiedet und die Wahl des Landesbeirates verbindlich festgelegt.

Ministerpräsident Peter Altmeier teilt noch am 30. Dezember 1947 mit, dass die Satzung des Roten Kreuzes Rheinland-Pfalz vom Innenministerium wie von der Militärregierung genehmigt ist und das Rote Kreuz nun seine Tätigkeit landesweit wieder aufnehmen kann. Sitz des neuen Landesverbandes ist Koblenz, dessen hauptamtliche Geschäftsführung Hans Scheuren (bis 1959) übernimmt.

Am 19. Mai 1948 erkennt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz den DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz an. Nach der Währungsreform im Juni führt das rheinland-pfälzische Rote Kreuz erste Spendensammlungen durch. Mitgliedsbeiträge, Einzel- und Sachspenden helfen über die Verluste des Roten Kreuzes hinweg, die sich durch Zerstörung von Gebäuden, Abgabe und kriegsbedingtem Ausfall von Krankenwagen, die Umstellung von Reichsmark in Deutsche Mark ergaben. Auch französische Soldaten und ihre Familien beteiligen sich am Aufbau des Roten Kreuzes. General Koenig spendet 50.000 Mark für die Flüchtlingshilfe. Französische Schulen sammeln Kleidung für Flüchtlingskinder. Dazu kommt die Spende von fünf Tonnen Kleidungsstücke und 48 Tonnen Lebensmittel.

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